Mehr als 1,4 Milliarden Menschen leiden weltweit an ihnen – viele Millionen sterben jährlichen an ihren Folgen: Vernachlässigte Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases – NTDs). Diese Krankheiten treten oft in ärmeren Teilen der Welt auf, in denen weder Zugang zu sauberem Trinkwasser noch zu einer adäquaten medizinischen Versorgung gesichert ist.
NTDs sind Infektionskrankheiten, die durch Bakterien, Viren oder Parasiten verursacht werden. Einige der Infektionen werden durch Insekten übertragen, andere durch Kontakt mit verunreinigtem Wasser oder durch andere Infektionswege, die bis heute unbekannt sind, obwohl es die Krankheit schon seit Menschengedanken gibt. NTDs können unbehandelt zu chronischen Beschwerden, Behinderungen und bis hin zum Tod führen.
Insgesamt zählen 20 Krankheiten zu den vernachlässigten Tropenerkrankungen. Rund 90% der Betroffenen leiden an einer der folgenden Krankheiten (auch „Big Five“ genannt): Elefantiasis (Lymphatische Filariose), Flussblindheit (Onchozerkose), bodenübertragene Wurmerkrankungen, Trachom und Bilharziose (Schistosomiasis). Diese Krankheiten führen unbehandelt zu dauerahften Behinderungen, wie Erblindung, schweren körperlichen Behinderungen oder zu einer Beeinträchtigung der körperlichen und seelischen Entwicklung von Kindern.
Für viele dieser Krankheiten gibt es leider bis heute keine wirksame Therapie. Oft fehlt es an Mitteln für die Forschung, da sich für diese Medikamente meist keine kaufkräftigen Kunden finden, die die immensen Forschungs- und Entwicklungskosten finanzieren können.
Um den Menschen, die an dieser Krankheit leiden, zu helfen und die Krankheit auszurotten, haben sich im Jahr 2012 die WHO, die Weltbank, die 13 führenden Pharma-Unternehmen sowie zahlreiche Organisationen und Regierungen im Rahmen der „London Declaration“ zur Ausrottung/Eindämmung zehn vernachlässigter tropischer Krankheiten bis 2020 verpflichtet. Das wohl größte Weltgesundheitsprogramm sollte dabei für rund 14 Mrd. Behandlungen, verstärkte Arzneimittelforschung und die Förderung des infrastrukturellen Ausbaus sorgen. Seitdem wurden von Pharma-Unternehmen wie AstraZeneca, GSK, MSD, Pfizer oder Sanofi Medikamente im Gesamtwert von rund 18 Mrd. EUR zur Behandlung von NTDs gespendet.
Etwa 400 Millionen Patienten konnten dadurch erfolgreich behandelt werden – 31 Länder konnten mindestens eine NTD erfolgreich ausrotten.
Ende Januar 2021 hat die WHO eine Roadmap für die Bekämpfung von NTDs bis 2030 vorgestellt. Demnach sollen bis zum Ende des Jahrzehnts die Anzahl der an NTDs leidenden Patienten um 90% reduziert und die Menge der durch NTDs verlorenen Lebensjahre um 75% verringert werden. Einen genauen Überblick über die Pläne der WHO finden Sie hier.